Fahrerinfo

Neues zu Gigalinern

EU-Verkehrskommissar Kallas sorgte im März 2012 für gehörige Aufregung, als er ein Verbot für den grenzüberschreitenden Einsatz (siehe Kasten) von Gigalinern im internationalen Verkehr kippen wollte.

Er griff tief in die Trickkiste und versuchte, in die gültige EU-Richtlinie genau das Gegenteil davon hineinzuinterpretieren, was bislang gegolten hatte. Umweltorganisationen und Gewerkschaften (vida, ver.di) leisteten in Brüssel Widerstand. Zusätzlich gab es heftige Kritik von den EU-Abgeordneten im Verkehrsausschuss. Diesen gefiel es gar nicht, dass der Kommissar versuchte, sie zu umgehen. Kallas erklärte daraufhin, seinen Plan zu 'überdenken‘.

Außer einigen Spediteuren und Lkw-Herstellern gewinnt niemand durch Gigaliner. Sie machen den Transport noch billiger, was zu mehr Sozialdumping und auch zu steigender Verkehrsbelastung führen wird. Gigaliner sind daher schlecht für die Umwelt und sie machen teure Straßenumbauten notwendig (Brücken, Tunnel, Leitplanken, Parkplätze).

Weiters gefährden sie die Sicherheit auf den Straßen und sie bringen auch für die ArbeitnehmerInnen nur Negatives. Durch Gigaliner könnten Tausende Arbeitsplätze im Gütertransport bei der Bahn verloren gehen, ohne dass die Lkw-LenkerInnen davon profitieren würden.Es ist davon auszugehen, dass die psychischen und körperlichen Belastungen durch hohe zusätzliche Anforderungen an Lkw-FahrerInnen weiter steigen. Diesen erhöhten Anforderungen wird in Deutschland vor dem erstmaligen Führen eines Gigaliners nur durch eine zweistündige Einweisung Rechnung getragen. Damit soll auch die Sicherheit für FahrerInnen und Verkehr gewährleistet werden!

Es besteht damit die Gefahr, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz bei BerufskraftfahrerInnen weiter in den Hintergrund gedrängt wird, ebenso die Sicherheit der VerkehrsteilnehmerInnen. Das können auch höchste, auf die speziellen Anforderungen des Gigaliners abgestimmte sicherheitstechnische Standards nicht kompensieren.

Die Verwendung der notwendigen Sicherheitstechnik im Gigaliner erfordert jedenfalls eine permanent erhöhte Konzentration der FahrerInnen. Durch den Einsatz von Gigalinern werden mehr Güter auf der Straße transportiert, die Warenwerte steigen und damit wächst auch die Verantwortung der BerufskraftfahrerInnen. Die steigende Verantwortung und zunehmende Belastung findet aber keine Berücksichtigung und wird auch nicht honoriert.

Was sind Gigaliner?
Unter Gigalinern versteht man Lkw, die bis zu 25,25 Meter lang und bis zu 60 Tonnen schwer sein können. Zwei Gigaliner können dadurch genauso viele Güter transportieren wie drei herkömmliche Lkw-Züge. Ebenso vielfältig wie der Aufbau (Sattelschlepper plus Anhänger, Lkw plus Aufliegeranhänger usw.) sind auch die Namen für die überlangen Lkw-Züge.  Je nachdem, ob es sich um BefürworterInnen oder GegnerInnen handelt, spricht man auch von Mega- oder Monstertrucks, Ökolinern oder Eurokombis. Gigaliner waren schon bisher im Inlandsverkehr der dünn besiedelten Staaten Schweden und Finnland zugelassen. Inzwischen sind Dänemark und die Niederlande hinzugekommen. Auch in einigen deutschen Bundesländern gibt es Teststrecken. Ihr grenzüberschreitender Einsatz ist aber verboten.