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”Mehr Mut zu einer Politik für die Menschen"

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Interview mit AK-Präsident Rudi Kaske

Kollege Kaske, als AK-Präsident forderst du mehr Gerechtigkeit. Warum?

Kaske: Gerechtigkeit ist der Kompass, an dem ich mich immer orientiere. Mir geht es um Gerechtigkeit in der Arbeitswelt. Ich will mehr Respekt vor den Leistungen der ArbeitnehmerInnen und mehr gute, sichere Arbeitsplätze. Für unsere Jungen will ich bessere Chancen in der Bildung. Und ich will, dass Wohnen billiger wird.

Stichwort Wohnen: Die Mieten explodieren und es werden zu wenige erschwingliche Wohnungen gebaut. Vor allem junge Familien leiden darunter. Was sind die Gründe dafür?

Kaske: Die Menschen klagen, dass die Kosten fürs Wohnen oft unerschwinglich sind. Wer wenig verdient, bei dem geht rund die Hälfte vom Lohn nur für Essen, Wohnen und Energie drauf. Was macht Wohnen so teuer? Die Mieten im privaten Altbau sind in den vergangenen elf Jahren geradezu explodiert – sie sind um zwei Drittel mehr gestiegen als die allgemeine Teuerung. Zwar wurden in den letzten Jahren viele Wohnungen gebaut, aber das genügt nicht. Wir brauchen insbesondere mehr geförderte Wohnungen. In Wien brauchen wir 10.000 neue Wohnungen pro Jahr, davon rund 8.000 geförderte. Wir dürfen nicht vergessen, dass Wien stark wächst.

Neue Wohnungen sind das eine, was braucht es noch?

Kaske: Wohnungssuchende und junge Menschen könnten bei den Wohnkosten sofort entlastet werden. Mittlerweile ziehen die Jungen später aus der elterlichen Wohnung aus als das noch in den 70er-Jahren der Fall war. Nicht, weil sie nicht früher wollen, sondern weil sich viele die hohen Kosten nicht leisten können. Klare Mietzinsobergrenzen bei den privaten Altbauwohnungen könnte die Regierung sofort umsetzen und würde Wohnungssuchende spürbar entlasten. Das ist keine Hexerei.

Im Regierungsprogramm wird eine Reform des Mietrechts angekündigt. Was willst du?

Kaske: Die Regierung unterschätzt das Problem Wohnen. Das Programm ist mir zu vage und ohne zeitliche Vorgaben. Ein Wohnpaket muss rasch und zügig umgesetzt werden. Wohnen muss daher billiger werden. Ich fordere, dass die Mieten klar begrenzt werden, wir brauchen mehr sozialen Wohnbau, das heißt auch die Wohnbauförderung wieder zweckwidmen und an die Teuerung anpassen, Befristungen müssen abgeschafft werden und die Maklergebühren für MieterInnen müssen wegkommen. Weil das Problem so dringend ist, habe ich es zu meinem vorrangigen Anliegen gemacht. Wir werden in Wien eine Kampagne starten, um zu zeigen, wie wichtig hier Lösungen für die ArbeitnehmerInnen sind.

2014 ist für die AK ein wichtiges Jahr. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wählen ihre Vertreter in ihr „ArbeitnehmerInnen-Parlament“, in Wien findet die Wahl von 11. bis 24. März statt. Warum sollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an der AK Wahl teilnehmen?

Kaske: Wer zur AK Wahl geht, bestimmt den politischen Kurs der AK für die nächsten fünf Jahre, also was die AK tut und wer sie vertritt. Eine gute Wahlbeteiligung ist ein wichtiges Zeichen an die Politik und an die Wirtschaft für eine starke Vertretung der ArbeitnehmerInnen. Wer wählen geht, stärkt dadurch also auch die eigenen Interessen.

Warum ist eine starke AK wichtig?

Kaske: Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist eine starke AK wichtiger denn je. Das zeigt sich auch daran, dass immer mehr Menschen Rat und Hilfe suchen. Betriebsrätinnen und Betriebsräte, PersonalvertreterInnen, Gewerkschaften und die Arbeiterkammern sind da besonders gefordert. Eine starke AK hilft, die Interessen der ArbeitnehmerInnen gegenüber Politik und Wirtschaft bestmöglich durchzusetzen. Jedenfalls werde ich mich für mehr Gerechtigkeit einsetzen und dafür, dass die ArbeitnehmerInnen den Respekt erfahren, den sie verdienen. Von der Regierung will ich mehr Mut zu einer Politik für die Menschen. Es braucht jetzt rasch mehr gute und sichere Arbeitsplätze, eine steuerliche Entlastung der ArbeitnehmerInnen und – wie schon gesagt – mehr leistbaren Wohnraum.