Fahrerinfo

Rasten auf der Autobahn

Coverstory

Studie: Qualität passt - Suche stressig

Wer sicher auf der Autobahn unterwegs sein will, muss gut ausgeruht sein und braucht daher einen Rastplatz. Das ist für Berufslenker eigentlich selbstverständlich, für viele Planer und Verkehrspolitiker aber immer noch Neuland. Ansonsten ist es nicht erklärbar, warum erst seit Kurzem über die Schaffung von ausreichenden Rastplätzen für Lkw diskutiert wird. AK und ÖGB wollten wissen, wie es um den „Arbeitsplatz Autobahn“ bestellt ist und haben daher den derzeitigen Zustand bei Berufslenkern abgefragt – Fazit: In den Nachtstunden ist die Stellplatzsuche ziemlich stressig und die Angst vor Kriminalität latent, die Qualität dagegen passt.

Zwischen Dezember 2010 und Juli 2011 nahmen rund 800 Berufslenker an der Befragung von AK und ÖGB teil. Herausgekommen ist dabei die Studie „BerufslenkerInnen am Wort“1, die erstmals auch den Zustand von Rastanlagen erhoben hat. Die Motivation dazu liegt auf der Hand. Ohne ausreichende Lkw-Stellplätze können die vorgeschriebenen Ruhezeiten auf Autobahnen nicht eingehalten werden. Bei Lenkzeitüberschreitungen drohen dem Berufslenker sogar saftige Verwaltungsstrafen. Für die Verkehrssicherheit sind gut ausgeruhte Lenker mit ihrer großen Verantwortung für andere Verkehrsteilnehmer eine absolute Notwendigkeit. Die qualitative Ausstattung von Rastanlagen trägt zudem wesentlich zur Lebens- und Arbeitsplatzqualität bei, weil viele Fahrer sogar ihre Freizeit dort verbringen müssen.

Rastanlagen: schwierige Stellplatzsuche in der Nacht
Die Erhebung belegt eindeutig: Die Parkplatzsuche erzeugt Stress. Während Berufslenker tagsüber kein Problem damit haben, sind über 60 % aller Lenker in den Abend- und Nachtstunden großen Schwierigkeiten konfrontiert. Auch Alter, Berufserfahrung und Routenkenntnisse von Fahrern ändern daran wenig. Die „Stellplatz-Frage“ entscheidet zudem über die Gesamtbewertung einer Rastanlage. Andere Qualitätskriterien dagegen sind klar sekundär. Ganze 73 % bestätigen somit die AK-Forderung nach Schaffung von zusätzlichen 1.200 Lkw-Stellplätzen.

Weil Stellplätze auf Rastanlagen in absehbarer Zukunft knapp bleiben, wurde auch die Art der Nutzung abgefragt. 14 Prozent aller Fahrer gaben an, dass sie im Auftrag des Arbeitgebers Stellplätze als „ausgelagerte Lagerflächen“ (z. B. Abstellen von Sattelanhängern) missbrauchen.Ein Erfolgskonzept ist die von der AK mitinitiierte Rastplatz-Stellplatz-Info, die den Lenkern schon auf der Autobahn und über Webcams im Internet anzeigt, wo noch Plätze frei sind. Dieser Modellversuch läuft seit Sommer 2010 im Großraum Wien und erst seit Kurzem im Großraum Linz. Mehr als drei Viertel der befragten FahrerInnen lobte das System als „sehr sinnvoll“.

Rastanlagen: Gute Noten für Ausstattung
Einmal angelangt geben die BerufslenkerInnen den Rastplätzen in Österreich gute Noten: Insgesamt „zufrieden“ und „sehr zufrieden“ zeigen sich 57 % der Befragten. Besonders zufrieden sind die LenkerInnen, was die Ausleuchtung (73 %), die Beschilderung (68 %) und die Anordnung der Rastanlagen (64 %) angeht. Die Zufriedenheit überwiegt auch beim bequemen Ein- und Ausparken (53 %) und den Möglichkeiten zur Verpflegung (51 %). Verbesserungspotentiale gibt es beim Zustand der sanitären Anlagen (45 %) und dem Schutz vor Lärm und Blendung (35 %), auch wenn hier die Unzufriedenen in der Unterzahl (29 bzw. 32 %) sind.

Autobahn-Restaurants: Hohe Preise und schmales Geldbörserl

Hauptärgernis dagegen ist das Preisniveau von Speisen und Getränken auf der Autobahn. Hohe Restaurant-Preise und bescheidene Lohnverdienste programmieren geradezu den Ärger vor. Unzufrieden sind hier ganze 61 %, die zufriedenen Lenker dagegen klar in der Minderheit (15 %). Wer ständig auf der Autobahn unterwegs ist und sich dort verpflegen muss, hat erhöhte Kosten. Spätestens hier dürften LenkerInnen realisieren, dass ihre Diäten als Gehaltskomponente schnell verloren sind. Eine Forderung für die Arbeitervertretung muss daher sein: Zumindest Automaten an allen Rastplätzen, wo LenkerInnen sich günstig mit Lebensmitteln eindecken können, müssen rasch verwirklicht werden!

Rastanlagen: mehr Sicherheit muss her
Zur Ruhe kommt nur, wer sich nachts sicher fühlt. Doch 48 % der befragten Lkw-Lenker gaben an, dass sie häufig oder gelegentlich Angst vor Überfällen beim Übernachten auf einer Rastanlage hatten. 15 % waren hier sogar Opfer einer kriminellen Handlung. Ein überraschendes Ergebnis für nicht als Angsthasen bekannte Lkw-LenkerInnen.
Berufslenker sind jedoch kein einheitliches Kollektiv. Antworten der Befragten aus Gelegenheits- und Werkverkehr und in der Güterbeförderung legen dies nahe. BerufslenkerInnen in der Güterbeförderung haben bei Rastanlagen die größte Betroffenheit und sind daher unzufriedener als ihre Kollegen im Gelegenheits- und Werksverkehr.

1 BerufslenkerInnen am Wort. Befragung von Lkw- und BuslenkerInnen zu Lenkzeitüberschreitungen, Sicherheit und Qualität von Rastanlagen und Erfahrungen mit der verpflichtenden Aus- und Weiterbildung. Wien, 2012(= Verkehr und Infrastruktur, 46)


Service: Pause macht mobil
107 neue Lkw-Stellplätze entlang der A 1 und der A 13 erweitern das Serviceangebot für BerufsfahrerInnen im höherrangigen Straßennetz in den Bundesländern Oberösterreich und Tirol.
Der Schwerpunktrastplatz Oberwang an der A 1 wurde am 1. Dezember 2012 für den Verkehr freigegeben. Damit stehen 59 neue Lkw-Stellplätze, ein Abstellplatz für Sondertransporte und sechs Pkw-Stellflächen bereit. Entlang der A 13 Brenner Autobahn hat Tirol seinen höchsten Lkw-Rastplatz. Direkt an der Grenze zu Italien stehen ab sofort beim Brennerpass in Richtung Bozen 48 neue Lkw-Parkplätze zur Verfügung. Ausgestattet sind die Rastplätze mit einer modernen Infrastrukturzeile, mit WCs für Damen und Herren, einem WC für Menschen mit Handicap sowie einer Dusche. Großer Wert wird auf die Sicherheit der Kunden gelegt: Alle Rastplätze sind mit einer guten Beleuchtung sowie zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen versehen.